20 Jahre Tocco – vom Seefeld in die Cloud
Tocco, die Softwareschmiede aus Zürich, feiert ihr 20-jähriges Firmenjubiläum. Die Gründer Sascha Bachmann und Maurice Zubler erinnern sich an eine aufregende Zeit mit gigantischen technologischen Entwicklungsschritten. Wie es dem KMU gelang, die Möglichkeiten zu nutzen, Schwierigkeiten zu meistern und eine Idee von der CD-ROM in die Cloud zu bringen.
Die Welt ist eine Scheibe
Die 90-er. Commodore schickt den Amiga ins Rennen, Microsoft den Office-Assistenten Clippy, das Medium der Stunde ist die CD-ROM. Und vereinzelt hört man ein Pfeifen, Knattern und Kratzen – Lärm für die einen, Zukunftsmusik für die anderen wie Maurice und Sascha, die im Seefeld eine Bürogemeinschaft teilen. 1998 wissen sie, mit dem Internet kommt die Zukunft und sie wird gross. Aber wie sieht diese neue Ära aus? Bis anhin tüfteln Techniker an Webdesigns. War es das? Das Web ist noch jung, entsprechend wenig Erfahrung hat man damit. 1998, kurz vor dem Dotcom-Hype, beschäftigt sich die Bürogemeinschaft noch mit Multimedia-Produktionen. Ab und an setzt man ein Internet-Projekt um. Zentrale Leistung ist der Auftritt selbst. Das Web als Medium für Business-Projekte ist noch weit weg.
Erste Web-Projekte werden umgesetzt
Ende der 90-er Jahre wird das Internet immer mehr zum Thema. Skriptsprachen entstehen, Projekte wie Intranet tasten sich ins Netz. Maurice und Sascha realisieren Prozess-Projekte und Shop-Lösungen mit PHP und ColdFusion. Arbeiten, die Kunden neugierig machen und das Potenzial der Software-Pioniere aus dem Seefeld erkennen lassen. Erste Aufträge aus dem Bildungsbereich folgen. SPRI und SAWI wollen von Maurice und Sascha ins Internet geführt werden. Also bauen sie Intranet und ein Lernmanagement auf. Im Projektmodus und als Individuallösung. Erfolge, die die Spielfreude mit dem neuen Medium befeuerten und Maurice und Sascha nicht nur als Team, sondern auch individuell neue Inspiration lieferten. So beginnt Sascha mit seiner Firma braus.ch zusätzlich im neuen Büro an der Stauffacherstrasse eigene Projekte zu realisieren, während Maurice mit MediaStudio das Büro Seefeld pflegt.
Prüfstein 2000
Bis zum Jahr 2000 wurden die Projekte immer grösser. Täglich mussten mehr Entscheide gefällt werden, neue Branchen kontaktierten Maurice und Sascha, immer mehr Branchen merkten, dass hier, mit dem Internet, etwas passiert, das prägend ist. Intensive Diskussionen sind an der Tagesordnung zwischen den zwei Niederlassungen Seefeld und Stauffacherstrasse. Hilfreich ist, dass Maurice und Sascha zum ersten Mal klar ihre Funktionen trennen. Maurice übernimmt die Projektleitung, Sascha zeichnet für die Umsetzung verantwortlich.
Es folgt das erste Projekt in der Finanzbranche – für JML wird ein Finanzportal lanciert. Trotz des Erfolgs fühlte man sich aber in der Finanzwelt nicht so wohl und beschliesst, sich weiter auf Bildungsinstitute zu konzentrieren. Maurice und Sascha lancierten eine Shoppingplattform namens «Flutlicht», merkten aber auch hier, dass der Fokus auf das Kerngeschäft wichtiger ist.
2002 – das Jahr der Gründung
Die Erfahrungen der vergangenen Jahre und die immer grösser werdenden technischen Möglichkeiten des Internets lassen nur einen Schluss zu – Projekt orientierte Arbeit wird immer schwieriger. Immer wieder muss man sich neu erfinden. Also schwenkt man auf Produkt orientierte Arbeit um. Für dieses Produkt soll eine neue Firma gegründet werden, so die Idee und der Vorschlag von Maurice an Sascha. Sascha ist sofort begeistert von diesem Meilenstein und stimmt der Firmengründung mit Maurice zu.
Jetzt gilt es, Namen und Logo zu kreieren. Saschas damalige Partnerin gelang der Wurf, der heute noch das Corporate Design von Tocco bestimmt. Entgegen den damals üblichen Namen, die gerne mit dem Buchstaben «X» spielten, entscheidet man sich bei Tocco für einen klassischeren Wortstamm mit sinnlicherem Hintergrund. «Toccare» ist ein italienisches Verb und bedeutet «berühren», «bewegen».
Der erste Prüfstein für die junge Firma folgt mit dem Platzen der Dotcom-Blase. Weniger Auftrags- und Umsatzvolumen zerrten am schnellen Wachstum und der Lohnsumme von mittlerweile einem Dutzend Mitarbeitenden.
Fokus Produkt und Branche
Das Produkt passt. Das weiss man bei Tocco. Auch die Branche ist gefunden. In der Welt der Bildungsorganisationen fühlt man sich wohl und sieht Potenzial. Auch die Bildungsorganisationen präsentieren sich als verlässliche Partner und glauben an die Ideen von Maurice und Sascha und die Zukunft der Lösung Tocco.
Jetzt gilt es, das Produkt aufzubauen. Schnell einigt man sich auf ein modulares Konzept, wie es noch heute Tocco prägt. Technisch setzt man initial auf ColdFusion und PHP, schwenkt dann aber auf Java um.
Neue Erfolge mit neuer Entwicklung
Die Lösung Tocco muss also eine andere Form finden. Der Client soll in reinem HTML und JavaScript geschrieben werden, das Backend soll in Java umgesetzt werden. Eine Kombination, die 2005 bestens funktionierte und bis heute Bestand hat. Immer mehr Module werden konzipiert und entwickelt, darunter Adresse, Veranstaltung, Termin, Mitgliedschaft, Kontakt oder Redaktionssystem.
Neu ist die Entwicklung eines Moduls in Partnerschaft mit einem Mitbewerber. Beide Lösungen teilen sich dieselbe Datenbank. Die technisch enge Zusammenarbeit zeigt sich organisatorisch jedoch aufwändig. Tocco sieht sich als Entwickler eines Produkts, der Partner als Integrator. Die zwei Rollen finden nicht einfach zusammen. Aber Projekte können erfolgreich umgesetzt werden, wie KV Schweiz, Juventus-Gruppe und Sante Suisse.
Grössere Projekte, neue Herausforderungen
Die neuen, grösseren Projekte brachten Erfolg – und die Technik an ihre Grenzen. Stabilitäts- und Performance-Probleme sägten an den Software-Säulen. Tocco zahlte Tribut für die schnelle Entwicklung und das zu monolithische Konzept. Als Unternehmer wissen Maurice und Sascha jedoch, dass dies das Lehrgeld ist, dass es für langfristigen Erfolg zu zahlen gilt. Sie glaubten weiterhin an den langfristigen Erfolg und die konzeptionelle Durchschlagskraft der Tocco-Idee.
Meilenstein Neuentwicklung
Den neuen Anforderungen tritt Tocco mit einer neuen Entwicklungsstufe entgegen. Bloss – die Vorgängerversion konnte nur teilweise in die Neuentwicklung überführt werden. An der Neuentwicklung führt aber kein Weg vorbei. Dank der Erfahrungen aus den letzten Jahren wurde die neue Version zügig entwickelt.
Kundenprojekte in eigener Regie, Ausbau der Modulwelt
Die steigende Anfrage an Kundenprojekten verlangt nach neuen Modulen. Finanzen, Fakturierung, Debitoren – der Aufbau einer Finanzwelt in der eigenen Lösung verschaffte Tocco 2012 einen Entwicklungsvorsprung. Tocco ist jetzt die erste Lösung am Markt mit integriertem ERP, Fakturierung und CMS, das webbasiert überzeugt. SaaS – Software as a Service – ist seit jeher Toccos Modell. Ein Modell, das immer mehr Interessenten begeistert. Grosse Kunden wie SfB glauben an die Kompetenz von Tocco und sehen das Marktpotential. Die Neuentwicklung ist ein Erfolg und Startschuss in eine neue Tocco-Ära.
Wachstum und kommerzieller Erfolg
Erfahrung, konstante Weiterentwicklung und das steigende Kundeninteresse lassen Tocco wachsen. Was als Bürogemeinschaft im Seefeld begann, ist mittlerweile eine Firma mit 40 Mitarbeitenden. Eine ständige Herausforderung ist die Optimierung der internen Prozess-Strukturen. Ein Versuch, die Geschäftsleitung im Jahr 2013 zu erweitern, brachte leider nicht die erwarteten organisatorischen Impulse.
Hingegen fand man 2016 in Bill Zeeb einen international tätigen Coach, dessen Erfahrungen in Lean Management und im Stakeholder Center Coaching Tocco gerne in Anspruch nahm. Seit 2019 hat man für die Unterstützung des Verwaltungsrats in der Person von Paul Hummel vom Netzwerk adlatus den idealen Partner gefunden. Seine Expertise und Aussensicht unterstützen Tocco in der Strategie und Ausrichtung.
Heute operiert Tocco wieder in der ursprünglichen Kombination mit Maurice und Sascha. Jedoch fand eine Rochade statt – 2017 übernimmt Sascha Bachmann den CEO-Posten von Maurice, der sich fortan voll dem Vertrieb und der Beratung widmen kann.
In den letzten Jahren wuchs das Kundenportfolio kontinuierlich. Heute blickt Tocco auf einen Stamm von rund 100 Kunden mit jeweils mehreren Mandanten.
Meilenstein Release 3.0
Technisch reift Tocco immer mehr, das Produkt ist gut und wird gut angenommen. Aber die Zeit läuft und mit ihr ändern sich Anforderungen auch in Sachen User Interface und Interaktion mit der Software. Also setzt sich Tocco das grosse Ziel, eine neue Benutzungsoberfläche zu entwickeln. Ein ehrgeiziges Projekt, das per Dezember 2021 eingeführt wurde. Jetzt steht Version 3.x allen Neukunden zur Verfügung und bestehende Kunden können von Version 2 auf 3 migrieren.
Tocco ist fit für die Zukunft und freut sich, als Cloud ERP-Anbieter für die Bildungs- und NPO-Branche, Prüfungsorganisationen, Fundraising und Soziale Institutionen die Zukunft mitgestalten zu können. Dabei kann sie die Stärken als Inhaber geführtes und technisch unabhängiges Unternehmen voll ausspielen. Auch in Zukunft wird Tocco Swiss Made Software bleiben.